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marktbericht
Stand: 22.05.2024 18:17 Uhr
Die heute noch anstehenden Nachrichten versprechen Hinweise auf den Zinskurs der US-Notenbank sowie auf den Fortgang der laufenden Technologie-Rally. Entsprechend hielten sich die Anleger zurück.
Kurz vor wichtigen Nachrichten aus den USA hat der deutsche Aktienmarkt leichte Verluste verzeichnet. Belastend wirkten auch unerfreuliche Nachrichten zur Autobranche. In China scheint es Überlegungen zu geben, höhere Importzölle für Autos zu verlangen. Der DAX konnte sein Tagesminus im Verlauf aber auf 0,25 Prozent eindämmen und schloss bei 18.680 Punkten.
"Der DAX kann sich nach wie vor auf einem sehr hohen Level halten, wirkt aber zusehends kraftlos", sagte Marktanalyst Frank Sohlleder vom Brokerhaus ActivTrades. "Zu groß ist die Unsicherheit, ob die bereits eingepreisten Zinssenkungen auch wirklich kommen." Bei rund 18.650 Punkten hat der deutsche Leitindex aber zumindest einen kurzfristigen Boden gefunden. In den vergangenen Tagen und auch heute prallte der DAX gleich mehrmals an diesem Niveau nach oben ab.
Ohne klare Richtung sind die US-Märkte in den Tag gestartet. Während der Dow Jones leichte Abschläge verbucht, sind den Technologiewerten an der Nasdaq gleich zu Beginn mit wenigen Punkten im Plus Rekordstände geglückt.
Der Absatz bestehender Eigenheime hat sich im April in den USA überraschend weiter abgeschwächt. Er sank um 1,9 Prozent zum Vormonat. Analysten hatten im Schnitt dagegen einen Anstieg um 0,8 Prozent erwartet. Im Vormonat waren sie um revidiert 3,7 Prozent gefallen. Deutlich gestiegen sind jedoch die Hauspreise. "Das Erreichen eines Rekordhochs bei den Hauspreisen im April ist eine sehr gute Nachricht für Hausbesitzer", sagte NAR-Chefökonom Lawrence Yun. "Das Tempo des Preisanstiegs dürfte sich jedoch abschwächen, da immer mehr Häuser zur Verfügung stehen."
Schon seit Tagen warten die Investoren auf neue Hinweise zum Zinskurs der Fed, die das heute Abend zur Veröffentlichung anstehende Protokoll der jüngsten US-Notenbanksitzung bieten könnte. "Marktteilnehmer erhoffen sich davon Informationen über das Abstimmungsverhalten einiger Fed-Mitglieder", merkten die Volkswirte der Helaba an. Es bestehe aber weitgehend Einigkeit darüber, dass weitere Inflationsfortschritte abgewartet werden müssten. Derzeit erwarten die meisten Investoren, dass die Fed den Leitzins erstmals im September herunterschraubt.
Im Euroraum könnte der Leitzins laut dem finnischen Notenbanker Olli Rehn dagegen schon früher gesenkt werden: Er ist der Ansicht, dass die EZB mit Zinssenkungen nicht auf die US-Notenbank warten müsse. "Was die Fed macht, wird nicht bestimmen, wann es Zinssenkungen bei der EZB gibt", sagte der Chef der finnischen Zentralbank und Mitglied des EZB-Rats.
Im Juni oder August könnte es in Großbritannien zu einer ersten Zinssenkung kommen. Eher für eine Zinssenkung im August dürften die heutigen Inflationsdaten sprechen: Die Inflation in Großbritannien lag auf Jahressicht bei 2,3 Prozent, nach 3,2 Prozent im Vormonat, wie das Statistikamt ONS mitteilte. Analysten hatten im Schnitt mit einem deutlicheren Rückgang auf 2,1 Prozent gerechnet.
Zurückhaltung herrscht heute auch wegen der anstehenden Veröffentlichung der Quartalszahlen des führenden KI-Chipherstellers Nvidia nach US-Börsenschluss, die die Märkte deutlich bewegen könnten. Die meisten Analysten sind sich einig, dass der Spezialist im Bereich Künstlicher Intelligenz (KI) deutlich über den Prognosen liegen muss, um bei Anlegern zu punkten. Heute werde der Markt genau hinschauen, ob die Wachstumsstory weitergeht und wie Nvidia die Perspektiven sieht, so die Experten von Index Radar.
Der Euro gibt etwas nach. Am Nachmittag kostet die Gemeinschaftswährung 1,0837 Dollar und damit 0,15 Prozent weniger als am Vorabend. Die eher trübe Stimmung an den europäischen Aktienmärkten belastete auch den Euro. Ansonsten gab es kaum marktbewegende Nachrichten. Die in den USA im April unerwartet gesunkenen Verkäufe bestehender Häuser belasteten den Dollar nicht.
Die Ölpreise sind weiter auf dem Rückzug. Die Nordseesorte Brent verbilligt sich am Nachmittag um 0,65 Prozent auf 81,96 Dollar je Barrel (159 Liter). In den USA sind die Rohöllagerbestände in der vergangenen Woche unerwartet gestiegen. Sie legten laut Energieministerium im Vergleich zur Vorwoche um 1,8 Millionen auf 458,8 Millionen Barrel zu. Analysten hatten im Schnitt mit einem Rückgang von 2,0 Millionen Barrel gerechnet. Die Ölförderung ist weiter auf einem hohen Niveau.
Ein Bericht über mögliche chinesische Zölle auf Autos setzt den Aktien der deutschen Autobauer zu. China sollte seine Einfuhrzölle auf große Benziner auf 25 Prozent von momentan 15 Prozent erhöhen, sagte ein Experte eines regierungsnahen Instituts der Zeitung Global Times. Die Papiere von Mercedes-Benz, BMW, Porsche und Volkswagen präsentierten sich zur Wochenmitte mit Kurseinbußen von teils mehr als vier Prozent schwach.
Gute Nachrichten für Autobauer kommen hingegen vom Branchenverband ACEA: Der europäische Automarkt hat im April ein Plus um 13,7 Prozent verzeichnet, nachdem es im März einen Dämpfer gegeben hatte. Insbesondere Hybridfahrzeuge, die sowohl über einen Elektro- als auch über einen Verbrennungsmotor verfügen, bauten ihren Marktanteil auf 29,1 Prozent aus.
Die Fluglinie Eurowings verspricht sich Impulse von der Fußball-Europameisterschaft in Deutschland. "Wir haben Top-Buchungen für Juni und Juli", sagte Airline-Chef Jens Bischof. Die Lufthansa-Tochter habe gut 70 Zusatzflüge mit über 13.000 Sitzplätzen im Einsatz. Und erst nach der Heim-EM beginne die eigentliche Sommersaison für Eurowings mit dem Ferienstart. "Wir stehen vor einem sehr, sehr erfolgreichen Sommer." Man plane dann mit über 600 Flügen am Tag.
Die US-Großbank Citigroup muss wegen irrtümlicher Aktienverkäufe in Großbritannien eine Millionenstrafe zahlen. Der Fehler eines Aktienhändlers hatte 2022 zum ungewollten Verkauf von Papieren im Wert von 1,3 Milliarden Euro geführt. Die internen Kontrollen der Bank hätten dies nicht verhindert, teilte die britische Finanzmarktaufsicht FCA mit. Insgesamt bezahlt die Citigroup nun gut 72 Millionen Euro an Strafen. Die Summe setzt sich aus zwei Teilen zusammen - einer Strafe der FCA selbst und einer weiteren, die die Finanzdienstleistungsaufsicht PRA verhängte.
Die Biotechfirma Evotec hat zum Jahresauftakt einen Umsatzrückgang um zwei Prozent auf 208,7 Millionen Euro verzeichnet. Das bereinigte operative Ergebnis (Ebitda) sank auf 7,8 Millionen Euro. Im Gesamtjahr peilt die Hamburger Firma ein Umsatzplus im zweistelligen Prozentbereich an. Evotec war im vergangenen Frühjahr einem schweren Cyberangriff zum Opfer gefallen und musste deshalb seine Jahresziele kassieren.
Der Baumarktkonzern Hornbach Holding rechnet nach Rückgängen im vergangenen Geschäftsjahr für 2024/25 nur mit einem leichten Aufwind. Zwar berichtete Hornbach von einem starken Start in die Frühjahrssaison. Im weiteren Jahresverlauf dürfte sich die Umsatzentwicklung wegen des schwierigen wirtschaftlichen Umfelds jedoch abschwächen. Im abgelaufenen Geschäftsjahr bis Ende Februar ging der Umsatz um 1,6 Prozent zurück. Der Nettogewinn fiel um 20 Prozent.
Microsoft baut die Fähigkeiten seines KI-Assistenten Copilot - der mit der Technik hinter ChatGPT weiterentwickelt wurde - aus. Er soll nicht mehr nur einzelne Nutzer, sondern auch Teams aus mehreren Mitarbeitern unterstützen. Das Programm soll zum Beispiel die Tagesordnung von Treffen im Blick behalten und Protokoll führen, wie Microsoft gestern auf seiner Entwicklerkonferenz "Build" erläuterte. Auch die neue PC-Architektur wird diesem Ziel untergeordnet. So wird sich ein neuer Zusatzchip nur um KI-Anwendungen kümmern. Das soll den Computer schneller machen und die Batterielaufzeit verlängern.
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Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete BR24 am 22. Mai 2024 um 08:10 Uhr.